jeder kennt den Börsenspruch „sell in may and go away“ und mach einer fragt sich,
ob man nicht auch dieses Jahr besser im Mai diesen Jahres hätte verkaufen sollen.
Nahostkonflikt, Ukraine Krise, mögliche Staatsinsolvenz Argentiniens – alles Themen, die die Aktienmärkten nicht gerade beflügeln.
Wie bei so vielen Lebensweisheiten lohnt sich ein genauerer Blick in die Statistik und
Historie:
So sind es manchmal auch nur kuriose Schreibfehler, die zu wundersamen Legenden führen.
Wem wurde als Kind nicht erzählt, dass Spinat aufgrund des hohen Eisengehaltes so gesund ist. Tatsächlich hat ein Lebensmittelanalytiker Ende des 18. Jahrhunderts beim
Eisengehalt versehentlich das Komma um eine Stelle nach rechts versetzt und damit den Eisenanteil verzehnfacht. Generationen von Kindern verdanken die regelmäßige Spinatmahlzeit tatsächlich nur
einem Schreibfehler. Denen hat die grüne Pampe auch nicht besser geschmeckt, nachdem der Zeichner Elzie Segar 1929 die Comicfigur Popeye erfand, dem der Genuß einer Dose Spinat immer zu
übermenschlichen Kräften verhalf. Angeblich soll der gezeichnete Seemann den Spinatkonsum in den USA um ein Drittel gesteigert haben.
Zurück zur Börse: Vielleicht ist der Spruch „sell in may and go away“ auch nur eine Legende? Langfristige
statistische Auswertungen verschiedener Aktienindizes ergeben tatsächlich eine leicht schwächere Aktienmarktentwicklung in der Phase Mai bis September, als in den Monaten Oktober bis April. Diese
Auswertungen besagen aber auch, dass es genügend Jahre gibt, in denen die Entwicklung genau gegenläufig war und die besten Börsenmonate die Sommermonate waren. Was kann ein normaler Investor mit
diesen statistischen Erkenntnissen anfangen?
Eigentlich gar nichts.
Es gibt keine Gewähr dafür, dass
man mit dem Verkauf von Aktien in Mai und dem Wiedereinstieg im September eine bessere Performance erzielt, als derjenige, der seine Aktien auch über die Sommermonate hält. Gerade langfristig
orientierte Anleger sollten sich nicht dazu verleiten lassen, stur nach solchen Regeln zu handeln.
Denn eine Weisheit trifft garantiert immer zu: Hin
und Her macht Taschen leer.
Außerdem gelten all diese Untersuchungen ausschließlich für Aktienindizes. Für den breit investierten Anleger, der über Fonds in verschiedene Marktsegmente investiert ist, gibt es, rein statistisch, überhaupt keinen Grund bestimmte Monate nicht investiert zu sein.
Erkannt hat das auch schon Mark Twain, von dem folgender Spruch übermittelt ist:
Der Oktober ist ein besonders gefährlicher Monat, um mit Wertpapieren zu spekulieren.
Die anderen riskanten
Monate sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar."
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