Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen.
Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles.
Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen.
Und wenn Sie
das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.
(John Ruskin (1819 – 1900)
Schon immer versuchen Menschen den „wahren“ Wert eines Finanzproduktes zu bestimmen.
Schließlich ist es vernünftiger ein Produkt unter seinem Wert zu kaufen, in der Hoffnung dass der Wert steigt, als überteuert zu kaufen, mit dem Risiko, dass der Preis fällt.
Ein Finanzanlagenprodukt soll in der Regel ganz bestimmte Funktionen erfüllen.
In erster Linie soll es den Wert erhalten, idealerweise darüber hinaus sogar noch einen
Zusatznutzen erzielen.
Der kann aus Zinszahlungen (Festgelder etc.), Mieteinnahmen (Immobilien), Dividenden oder auch Kurssteigerungen (Aktien)
bestehen.
Um den Wert eines Finanzproduktes zu bestimmen wird gerne das Verhältnis zwischen Jahresertrag und
Kaufpreis herangezogen. Diese Betrachtungsweise wird bei der Aktienanalyse KursGewinnVerhältnis (KGV) genannt.
Obwohl diese vergleichende Kennzahl
typischerweise nur für die Aktienbewertung herangezogen wird, möchte ich sie hier auch für andere Anlageformen benutzen.
Beispiel: Eine Anleihe mit einem jährlichen Zinsertrag von 5% und einen Kurswert von 100%, hat ein
KGV von 20. (Zinssatz / Kurswert)
Je höher das KGV, umso vermeintlich "teurer" ist das Finanzprodukt. Auf diese Weise lassen sich die verschiedenste
Anlageformen in ein Verhältnis setzen.
Dabei darf man natürlich die Besonderheiten der Anlageformen nicht unter den Tisch fallen lassen, aber für die folgende einfache Betrachtung soll es uns genügen.
Betrachtet man 10-jährige deutsche Staatsanleihen so hat man bei dem heutigen Zinsniveau von ca. 1,2% ein KGV von 85.
Andersherum ausgedrückt: Ich brauche 85 Jahre Zinszahlungen bevor der Kaufpreis erreicht ist.
Vor 10 Jahren lag dieser Wert noch bei ca. 25, der Preis für Anleihen hat sich also mehr als verdreifacht.
Gut für denjenigen der damals welche gekauft hat. Schlecht für den, der heute kaufen will.
Immobilien: Auch für Immobilieninvestitionen kann man ein KGV bilden: Bei der Immobilie spricht man vom Kaufpreisfaktor (ähnlich KGV).
Man nimmt den jährlichen Mietertrag und teilt ihn durch den Kaufpreis. In München lag dieser Wert bis vor ein paar Jahren bei 17,
heute eher bei 30 - 40. Der Preis hat sich, aus Sicht eines
Investors, also mehr als verdoppelt, bzw. die Rendite für Neuinvestitionen halbiert!
Aktien: Hier wird für die Berechnung des KGV‘s der Gewinn des Unternehmens je Aktie durch den Preis je Aktie
geteilt.
Aktuell beträgt der Wert bei deutschen Unternehmen ca. 13. Dabei unterliegt das KGV bei Aktien durchaus größeren Schwankungen.
In der Spitze lag es bei über 30 im Tief bei ca. 8.
Aktuell befinden wir uns im Bereich von ca. 13.
Anders ausgedrückt: Während ich bei Aktien nur den 13-fachen Jahresertrag für eine Aktie bezahle, muss ich im Münchner Immobilienmarkt bereit sein den 40-fachen Mietertrag und bei deutschen Staatsanleihen sogar den 80-fache Zinsertrag zu bezahlen.
Diese Darstellung soll keine Handlungsempfehlung für Sie darstellen, dazu sind die Besonderheiten der einzelnen Anlageklassen und die individuellen Anlageziele zu unterschiedlich.
Aber sie zeigt auf, dass Aktien verglichen mit typischen anderen Anlageformen aktuell nicht teuer sind.
Insofern sind die 10.000 Punkte im Dax zwar eine runde Zahl, aber sicherlich kein Signal dafür, dass Aktien teuer sind.
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